Bereits unmittelbar nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, begann Herbert Kunze zu unterrichten. Zuerst Schüler in seiner Heimatstadt Dohna, später - als Mitglied der Künstlergruppe "Das Ufer" - vor allem in betrieblich organisierten Zirkeln. Seit 1953 gab er sein Wissen an die Studenten der Hochschule für Bildende Künste weiter.

Gerhard Kettner, damals ebenfalls Dozent an der Hochschule beschreibt ihn folgendermaßen: "Herbert Kunze, diesen stillen, oft müde scheinenden und zu Depressionen neigenden Mann, hatte ich in Stegers Atelier in der Pfotenhauerstraße näher kennengelernt. [...]Beider sinnlos verbrachten Jahre im Krieg und Gefangenschaft hatten tiefe spuren hinterlassen. Der Neubeginn war verstellter als erwartet und erhofft. [...] Der elementare Charakter der Ausbildung mit den Studenten legte Verschüttetes in ihm wieder frei. Er öffnete sich zunehmend. Auch sein Atelier. Die Studenten wurden Partner und Vertraute seiner künstlerischen Vorhaben."

Ein Teil der Studenten, die auch durch seine Schule gegangen sind, erinnerten sich auch später an ihn als Mensch und Künstler sowie an seine Wirkung auf ihre künstlerische Arbeit. Reinhild Tetzlaff hat 1988 Einzelne in ihrer Publikation "Herbert Kunze - Anreger und Freund" zu Wort kommen lassen.

Joachim Böttcher: "Er war ein Mann, dem es auf Malerei ankam. Seine Haltung war nicht von schulisch benutzbaren Inhalten geprägt. Er bangte um seine Pensionierung, seinen Lebensunterhalt, wenn er die Schule verließe; deshalb hielt er durch, trotz Krankheit und Demütigung. In künstlerischer Hinsicht war er frei und echt. Ihm in seinen besten Jahren begegnet zu sein, war für mich unbewußte Herausforderung."

Manfred Richard Böttcher: "... Herbert Kunze fand in den letzten Jahren ohne konventionelle Bindung in der Auseinandersetzung mit sich, dem Zufall, den Gesetzen des Materials und der Fläche sinnentsprechend seine [künstlerische, der Autor] Sprache; auch als existenzielle Niederschrift. [...] Kunze sagte mir einmal: 'Schnell zur Kunst zu wollen, ist der sicherste Weg, nicht anzukommen.'"

Michael Freudenberg: "Herbert Kunze regte mich an zu einer Offenheit für Material und Stofflichkeit und in einem Mißtrauen gegenüber dem Intellekt und technischer Perfektion; - zu einer 'Öffnung nach Außen', wie bei Schwitters, Rauschenberg oder Tinguely sowie zu einem neuen Materialverständnis im Sinne von Dubufett, von Joseph Beuys ..."

Eberhard Göschel: "Wodurch mich Herbert Kunze sofort anzog, das waren nicht die lebensgroßen, verquälten Bleistiftakte, die wir Studenten im Grundstudium bei ihm zeichnen mußten, sondern das war seine Ausstrahlung, seine Art über den engstirnigen Studienbetrieb hinaus-zu-blicken, Anregungen zu geben, über Bücher und Bilder zu reden. Später ins Vertrauen gezogen, zeigte er aus geheimen Schubfächern freie Collagen und Materialdrucke eigener Hand. Als er den Schuldienst endlich quittiert hatte, reichte die Kraft noch für eine Reihe beglückend großzügiger Kompositionen. Ein freundschaftliches Verhältnis mit gegenseitigen Besuchen dauerte bis zu seinem Tode. An seiner selbst gestellten Maxime, als Künstler klein bleiben zu wollen und aus der widerspruchslosen Erfüllung dieses stillen Wunsches durch die Gesellschaft, daraus erwuchs Bitterkeit."

Veit Hofmann: "... Malerei als Gegenstand zu verstehen, sich ständig selbst zu befragen, um immer künstlerisches Neuland zu erschließen, war das, was Herbert Kunze uns als erstes lehrte. Mit Selbstgefälligkeiten konnte er überhaupt nichts anfangen, ebenso nichts mit literarischen Deutungen. [...] Manches wird uns erst heute, durch andere Erfahrungen bestärkt, verständlich. Die innere Stütze, die er uns gab, half über die weitere Studienzeit sowie über viele außerkünstlerische Erfahrungen als freischaffender Künstler hinweg."

Günter Hornig: "... Vielleicht wären wir uns später durch Herbert Kunzes zurückhaltende, zögernde fast scheue Art nicht näher gekommen, wenn nicht bei uns beiden etwa zur gleichen Zeit ein künstlerischer Umbruch stattgefunden hätte. [...] Herbert Kunze war zu dieser Zeit der einzige Maler mit dem ich über moderne Malerei reflektieren konnte und der auch praktisch seine künstlerischen Auseinandersetzungen darlegte. Was dieser Aufbruch und Neubeginn, dieses Abstreifen der akademisch, dogmatischen Forderungen für ihn bedeutete, konnte ich durch sein aufblühendes, lebhaftes, ja begeisterndes Gespräch über die Möglichkeiten der Moderne nur erahnen."

Gerda Lepke: "Unter den Lehrern an der Hochschule für Bildende Künste Dresden war Herbert Kunze in gewisser Weise eine bemerkenswerte Ausnahme. Toleranz, Zurückhaltung, künstlerische Empfindsamkeit und ein umfangreiches kunsthistorisches Wissen zeichneten ihn aus. Seinen Studenten trat er mehr als Partner, denn als autoritärer Pädagoge entgegen. Er ließ sie selbständig arbeiten ... Es war seine Stärke, gerade aufgrund seiner künstlerischen Herkunft und seiner geistigen Nähe zur Moderne, die formale Auseinandersezung mit der Fläche, den kompositorischen Umgang mit der Form und die freie Verwendung der Farbe denjenigen nahe zu bringen, die ein Auge dafür hatten und die seinen anregenden Bildbeispielen nachgingen ..."

Sigrid Noack: "Die Tätigkeit an der Hochschule war für ihn nicht schlechthin eine existenzielle Möglichkeit, sondern sie war ihm in den vielen Jahren die vorderste Aufgabe. Er war gern Lehrer. Es waren nie die perfekten und im akademischen Sinne guten Studenten, welche seine Aufmerksamkeit fanden, vielmehr galt sein Interesse den sich Mühenden, den 'Ungeschickten'. Er verfügte über einen ausgeprägten Sinn für Qualität und analysierte binnen kürzester Zeit die besonderen Fähigkeiten seiner Schüler ..."

Stefan Plenkers: "Er regte zur Auseinandersetzung mit bestimmten bildnerischen Möglichkeiten an, deren Bedeutung für meine Arbeit ich erst viel später begriffen habe. Mit den Bildern, die uns Herbert Kunze manchmal in seinem Atelier zeigte, hatte ich eine erste wichtige Begegnung mit Arbeiten im erregenden Grenzbereich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Damals schon sah man, was ihm wichtig war in seiner Malerei und blieb: Farbe, Form und Rhytmus - verdichtet zu überzeugender Bildhaftigkeit ..."

Max Uhlig: "... Herbert Kunze wurde von den Studenten als vertrauenswürdiger, dankbar verehrter Lehrer und bedeutender Maler geschätzt. Gerda Lepke begleitete ich in sein Atelier auf der Brühlschen Terrasse. Erstmals sah ich eine Fülle neuerer Bilder: Stillleben, ein Selbstbildnis, Landschaften ("Eisschollen auf der Elbe") und ein blaues Brückenbild. Sofort überzeugte mich der kühne Weg des zur Form-Werden des Gehaltes, des Gehalt-Werdens der Form ...

Rainer Zille: "... In dieser Zeit [1967 bis 1969, der Autor], die den Realismusbegriff sehr dogmatisch handhabte, bildeten die Atelierbesuche bei Kunze einen glücklichen Umstand. Hier hatte sich ein Maler auf den Weg gemacht, auf der Suche nach der Wesenheit der Farbe. Kunzes Bilder sind für mich ein Beispiel des Prozesses der Verwandlung vom Sujet, in Malerei an sich. Sie beinhaltete für ihn unter anderem das strenge Maß, den differenzierten Farbauftrag, die noble Bildhaut. Als Lehrer und Mensch erinnere ich mich, ihn verschlossen erlebt zu haben, fast ein wenig mufflig. Er wirkte durch seine Arbeit. Selbst ein Suchender, so war er uns nahe. ..."